E-Mobilität: Viele Standpunkte, ein gemeinsames Ziel

22. September 2020

Kein anderes Thema treibt den Wandel der Automobilwirtschaft aktuell derart voran wie die Elektromobilität. Für den Markthochlauf von Elektrofahrzeugen spielen besonders gewerbliche Fuhrparks eine zentrale Rolle. Um die damit verbundenen Chancen und Herausforderungen aufzuzeigen, haben die Volkwagen Financial Services einen Stakeholder-Dialog gemeinsam mit dem langjährigen Kooperationspartner NABU (Naturschutzbund Deutschland e.V.) in Berlin veranstaltet. Mit Großkunden, Herstellern, Politikern, Ministerialvertretern, Verbänden sowie NGOs (Nichtregierungsorganisationen) wurde intensiv diskutiert – das Ganze unter strikter Einhaltung der Hygienemaßnahmen und Abstandsregeln.

„Ohne den schnellen Markthochlauf von Elektrofahrzeugen wird es in der Zukunft keine umweltfreundliche Individualmobilität geben“, brachte es Jörg-Andreas Krüger, Präsident des NABU, gleich zu Beginn der Veranstaltung auf den Punkt. Dabei spielen gewerbliche Fahrzeugflotten mit einem Anteil von zwei Drittel an den jährlichen Neuzulassungen eine große Rolle. Oder anders ausgedrückt: Laut der Nationalen Leitstelle für E-Mobilität bewegen sich rund 4,5 Millionen Flottenfahrzeuge verteilt auf 1,5 Millionen Fuhrparks auf Deutschlands Straßen. „Aufgrund der hohen Laufleistungen und der verhältnismäßig kurzen Leasingzyklen haben wir einen riesigen Hebel, um E-Fahrzeuge schnell auf den Gebrauchtwagenmarkt zu bringen und damit auch dort die CO2-Emissionen zu senken“, erklärte Armin Villinger, Co-Gastgeber der Veranstaltung und als Generalbevollmächtigter der Volkswagen Leasing GmbH verantwortlich für den Vertrieb des Marktes Deutschland. Den NABU und die Volkswagen Financial Services verbindet seit mehr als zehn Jahren eine Dialogpartnerschaft mit dem gemeinsamen Ziel, Fahrzeugflotten umweltfreundlicher zu gestalten und gleichzeitig Natur- und Klimaschutzprojekte umzusetzen. Besonders die Renaturierung trocken gefallener Moorlandschaften steht dabei im Mittelpunkt. Denn diese stellen mit mehr als 45 Millionen Tonnen CO2 in Deutschland nach den energiebedingten Emissionen derzeit die zweitgrößte Einzelquelle dar.

Wie unterschiedlich die Blickwinkel auf E-Mobilität in Fuhrparks sein können, zeigte sich bereits früh im Rahmen einer Diskussionsrunde unter Großkunden. Während Pierre Rudolph, Fuhrparkmanager der CG Elementum GmbH das Ziel hat, in fünf Jahren einen E-Auto-Anteil zwischen 50 und 60 Prozent zu erreichen und betonte, dass seine Fahrer „richtig Lust auf E-Mobilität“ hätten, sieht es bei Rüdiger Becker, Vorstandsvorsitzender der Evangelischen Stiftung Neuerkerode etwas anders aus. „Wir haben uns zwar das feste Ziel gesetzt unseren Fuhrpark zu elektrifizieren. Allerdings ist das Ganze extrem komplex. Wir stehen da noch ganz am Anfang und benötigen hier umfassende Beratung. Schließlich wird der Fuhrpark bei uns nebenbei gemanagt. Das ist nicht unsere Kernkompetenz.“ Die Firma Minimax ist da bereits weiter. Ihr Fuhrparkmanager Jasper Frahm setzt derzeit noch vorwiegend auf Plug-In-Hybride. Perspektivisch sollen aber auch bei ihm E-Fahrzeuge hinzukommen. „Herausfordernd ist derzeit noch das Laden zuhause, weil hier komplexe rechtliche Fragen zusammenkommen“, sagt Frahm. Etwas kritischer sieht Oliver Mackprang, CEO des Berliner Carsharing-Anbieters miles mobility die Lage: „Aus ökologischer Sicht würde ich sehr gerne E-Fahrzeuge mit in den Fuhrpark aufnehmen. Aus ökonomischer Sicht ist das aber aktuell nicht möglich.“

Eine Frage, die immer wieder im Laufe des Tages aufkam, war: Schaffen die Leitungsnetze den zusätzlichen Strombedarf für E-Fahrzeuge? Die gute Nachricht kam von Andrees Gentzsch, Mitglied der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft: „Die Netze werden das schaffen. Bis 2030 haben wir Kapazität für sieben bis zehn Millionen E-Fahrzeuge in Deutschland.“ Im Niederspannungsnetz müsse aber investiert werden. Denn dass in Wohngebieten alle gleichzeitig zu einer bestimmten Uhrzeit ihr Fahrzeug laden, ginge derzeit noch nicht überall. Positiv sei bereits heute die Anzahl der Ladepunkte zu bewerten. „Der Ausbau der Ladeinfrastruktur muss synchron mit dem Markthochlauf der Fahrzeuge verlaufen. Mit 30.000 Ladepunkten in Deutschland sind wir derzeit gut aufgestellt.“ Nun ginge es darum eher auf Qualität und nicht auf Quantität zu setzen – zum Beispiel entlang der Autobahnen.

Auch die Förderlandschaft für E-Mobilität stand im Mittelpunkt der Fragen von Moderatorin und Wirtschaftsjournalistin Ursula Weidenfeld. Oliver Braune von der Nationalen Organisation Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie (NOW) gab hierzu einen Überblick und räumte zugleich ein, dass es eine hohe Komplexität beim Zusammenspiel der verschiedenen Förderprogramme auf Bundes- und Landesebene gibt. Aus diesem Grund gab Roman Kasten, Fachanwalt für Verkehrs- und Arbeitsrecht den Tipp: „Beim Analysieren und Beantragen der Förderungen rate ich dazu, externes Know-how einzuholen, damit es keine bösen Überraschungen gibt und möglicherweise eine Rückzahlung von Fördermitteln relevant wird.“ Auch Derek von Rönn, Leiter Geschäftsmodell Vertrieb e-mobility bei der Volkswagen AG, machte allen Flottenverantwortlichen Mut: „Man lernt sehr schnell wie E-Mobilität funktioniert, wenn man erst einmal mit einigen Fahrzeugen anfängt. Danach kann man schnell hochskalieren. Aktuell befinden wir uns am Startpunkt bei der Elektrifizierung. Ich denke, dass der Knoten in den kommenden Wochen und Monaten platzen wird.“

Spätestens im Rahmen der Schlussdiskussion zeigte sich dann das komplexe Bild beim Blick auf die E-Mobilität und den Mobilitätswandel. Cem Özdemir, Mitglied des Bundestags für BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und im Bundestag Vorsitzender des Ausschusses für Verkehr und digitale Infrastruktur, warb für die Transformationsfähigkeit der Automobilindustrie und kritisierte das teilweise Festhalten am Verbrennungsmotor: „Die Messe ist gelesen. E-Mobilität wird kommen. Die deutsche Automobilindustrie sollte sich nicht an alten Technologien festhalten. Wir wissen schließlich alle, was mit Firmen wie Nokia und Telefunken passiert ist, die wesentliche Trends nicht erkannt haben.“ Grundsätzlich stimmte Hildegard Müller, Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie VDA dieser Aussage zu, betonte aber auch: „Die gesamte Branche steht unter großem Druck. Das gilt auch für viele Zulieferer.“ Daniel Rieger, Leiter Verkehrspolitik beim NABU kritisierte hingegen den Plug-In-Hybrid: „Es zeigt sich, dass die Umwelt-Bilanz von Plug-Ins alles andere als gut ist. Die Politik sollte hier bei der Förderung nachsteuern. Denn im Endeffekt stellt sich die Frage, wie viel Klimaschutz der Steuerzahler für sein Geld erhält.“ Armin Villinger relativierte die Kritik: „Wir sollten den Plug-In-Hybrid als Einstiegstechnologie in die E-Mobilität nicht verteufeln. Stattdessen sollten wir die Fahrer dafür sensibilisieren die Technologie richtig zu nutzen. Es gibt viele Szenarien, bei denen der Plug-In-Hybrid – bei korrekter Nutzung – seine Vorteile ausspielt. Die neue Fahrzeuggeneration mit ihren höheren Reichweiten im elektrischen Modus wird das weiter untermauern.“

Trotz unterschiedlicher Standpunkte und Blickwinkel: Am Ende waren sich alle einig, dass der Wandel vom Verbrennungsmotor hin zur Elektromobilität nur noch eine Frage der Zeit ist. Die Volkswagen Financial Services werden mit dem Elektromobilitätsprogramm Blaue Flotte (https://blaueflotte.vwfs.de) ihre Kunden auf diesem Weg begleiten.


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