25 Jahre Greenwheels: Ein Auto teilen, statt besitzen
15. September 2020
Vor 25 Jahren wurde Greenwheels in den Niederlanden gegründet. Mittlerweile ist das Carsharing-Unternehmen dort Marktführer und auch in Deutschland profitabel unterwegs. Aber worauf ist dieser Erfolg im hart umkämpften Carsharing-Markt zurückzuführen? Ein Überblick.
Studenten haben viel Zeit – ist doch logisch. Zumindest, wenn man bestehenden Klischees Glauben schenkt. Aus viel Zeit entstehen aber auch häufig die besten Ideen. Dass Gijs van Lookeren Campagne und Jan Borghuis, die Gründer von Greenwheels, Anfang der neunziger Jahre ihre Studienzeit gut genutzt haben, zeigt sich bis heute. Sie stellten sich die Frage: Was wäre eigentlich, wenn nicht jeder Mensch ein Auto besitzen, sondern sich die Nutzung und damit auch die Kosten mit anderen teilen würde? Denn schon damals war klar: Besonders in eng bebauten Städten beanspruchen Autos viel Platz und erzeugen hohe Fixkosten. Zwar war die Klimadebatte damals noch nicht so präsent wie heute und der Individualverkehr auf einem geringeren Niveau. Doch trotzdem hatten die Gründer ein Gespür für zukünftige Mobilitätsformen. Am 21. Juni 1995, also vor rund 25 Jahren, war es soweit und das erste Greenwheels-Fahrzeug stand zum Verleih auf den Straßen von Rotterdam. Heute ist das Unternehmen mit einer Flotte von 2.700 Fahrzeugen größter Carsharing-Anbieter in den Niederlanden. In Deutschland unterhält das Unternehmen eine Flotte von 750 Fahrzeugen. Gleichzeitig ist aus dem damals kleinen Nischengeschäft heutzutage eine weltweite Branche entstanden.
Ausgeklügeltes Geschäftsmodell trifft auf gute Kooperationspartner
Neben der Nutzerkultur, besonders in den Niederlanden, beruht die nachhaltige Entwicklung von Greenwheels auch auf einer konsequenten Ausrichtung an den Kundenbedürfnissen und der Integration in die verkehrspolitischen Konzepte der Städte. Bei letzterem spielen drei wesentliche Kriterien eine Rolle. Erstens: Es muss ein urbanes Umfeld mit einer möglichst hohen Einwohnerdichte vorliegen. Zweitens: Der lokale ÖPNV-Anbieter sollte offen für eine Kooperation sein und ein gut ausgebautes Liniennetz vorweisen. Und drittens: Das Prinzip des „Auto Teilens“ sollte den Einwohnern schon vom Grundsatz her bekannt sein. „Besonders die Akzeptanz und das Wissen der Bevölkerung wie Carsharing funktioniert, ist essentiell“, betont Gronstedt, „wir verkaufen keine Milch, sondern ein weiterhin erklärungswürdiges Produkt.“
Greenwheels unterscheidet sich von anderen automobilherstellernahen Anbietern darin, dass die Autos standortbasiert sind und digital reserviert werden. Die verfügbaren Autos sind über reservierte Parkplätze in der Stadt verstreut. Dort wird das Auto abgeholt und wieder abgestellt. Die Nutzung setzt den vorherigen Abschluss eines Abonnements voraus. Es wird eine Kaution entrichtet, für die Nutzung wird bezahlt. Über App oder Website reserviert der Kunde das Auto an einem bestimmten Übernahmeort für einen gewählten Zeitraum.
Greenwheels versteht sich grundsätzlich als Ergänzung zu Bus und Bahn und nicht als Konkurrenz dazu. Das stationäre Modell spielt genau für diesen Einsatzzweck seine Stärken aus und lässt sich optimal in den öffentlichen ÖPNV integrieren. Denn die Nutzer sind keine spontanen One-Way-Autofahrer, die schnell von A nach B kommen müssen. Dementsprechend sind die Tarife auf planbare Fahrten ausgerichtet, mit denen sich auch längere Familienbesuche vereinbaren lassen. Erst Rad, dann ÖPNV, dann Carsharing und wieder zurück – so kann eine idealtypische Nutzung aussehen. Free Floating-Modelle, bei denen das Auto irgendwo im Stadtgebiet wieder abgestellt werden kann, finden kaum Anklang unter den Greenwheels-Kunden. „Carsharing auf Basis von Free Floating und einem stationsbasierten System tragen nur den gleichen Namen in sich, sind aber im Grunde genommen zwei völlig unterschiedliche Ansätze“, erklärt Gronstedt. Generelles Ziel von Greenwheels sei es, Städte lebenswerter zu machen und dazu die Anzahl der Fahrzeuge in den Städten zu reduzieren. Das untermauere auch eine Befragung unter 800 Nutzern. Demnach ersetze ein stationäres Carsharing-Fahrzeug im Durchschnitt elf Eigentumsfahrzeuge. Aber nicht nur das. Auch das Platzproblem in den Städten lässt sich beheben. Zum Beispiel sparten die Greenwheels-Nutzer 224.000 m2 an städtischen Stellflächen ein – eine Fläche von rund 51 Fußballfeldern.