So soll das Versicherungsgeschäft bei Volkswagen Financial Services weiterwachsen

13. März 2023

Blick zurück und nach vorn: Interview mit Thorsten Krüger, Sprecher des Vorstands der Volkswagen Versicherung AG und Geschäftsführer des Volkswagen Versicherungsdienstes, und Simona Loges, Vertriebsvorständin der Volkswagen Autoversicherung AG. Der Volkswagen Versicherungsdienst (VVD) wird Ende Februar 75 Jahre alt, die Volkswagen Autoversicherung (VWAV) wird im April zehn Jahre jung. Grund genug, das Versicherungsgeschäft bei Volkswagen Financial Services näher zu beleuchten. Über die Entwicklung und die Zukunftspläne sprachen Thorsten Krüger, Sprecher des Vorstands der Volkswagen Versicherung AG und Geschäftsführer des Volkswagen Versicherungsdienstes, und Simona Loges, Vertriebsvorständin der Volkswagen Autoversicherung AG, mit der Unternehmenskommunikation.


Herr Krüger, Sie sind ein Urgestein im Versicherungsgeschäft unter dem Dach der Volkswagen Financial Services: 1999 kamen Sie im Zuge der Integration des Volkswagen Versicherungsdienstes zu VW FS. Wie hat sich das Versicherungsgeschäft seitdem entwickelt?

Das Versicherungsgeschäft des VVD bestand vor rund 24 Jahren aus den Vermittlungsaktivitäten für Kfz-Versicherungen, aus Gebrauchtwagen-Garantien und den betrieblichen Versicherungen für unseren Handel sowie Tochtergesellschaften in Europa und Brasilien. Außerdem hatten neben dem VVD einige Landesgesellschaften der VW FS begonnen, unter anderem Kfz-Versicherungen zu vermitteln. Mit der Gründung der Volkswagen Reinsurance AG im Jahr 2006 und dem weiteren Ausbau zu einer Erstversicherungsgesellschaft für Anschlussgarantien fünf Jahre später nahm das Geschäft weiter Fahrt auf. Damit nicht genug: 2013 folgte die Gründung der Volkswagen Autoversicherung AG, unserem Gemeinschaftsunternehmen mit der Allianz. Aber auch andernorts haben unsere Teams das Geschäftsfeld weiterentwickelt. Nicht nur Vermittler, sondern auch selbst Risikoträger zu sein, wo es wirtschaftlich Sinn macht – das war und ist das Ziel. So hat 2017 die Volkswagen Credit (USA) ebenfalls begonnen, für Anschlussgarantien das Risiko zu übernehmen. Und: Wenn es Sinn macht, gehen wir mit Versicherern weitreichende strategische Kooperationen ein, die gleich mehrere Länder umfassen. Das verbessert unsere Konditionen, die wir für die Vermittlung erhalten. Inzwischen ist der Verkauf von Kfz-, Garantie- oder auch GAP- und Restschuldversicherungen fester Bestandteil des Geschäfts nahezu jeder Landesgesellschaft der VW Financial Services. Das zeigt unsere enorme Entwicklung. 

Mit welchen Zahlen lässt sich das Wachstum des Versicherungsgeschäfts der VW FS belegen?

Unser Bestand liegt aktuell bei rund neun Millionen Verträgen. Zum Vergleich: Vor zehn Jahren waren es noch vier Millionen Verträge. Damit sind wir aber längst nicht am Ende. Wir wollen weiterwachsen und sehen Potenzial vor allem bei Kfz- und Garantieversicherungen und bei einfach abschließbaren Zusatzprodukten. Unser Ziel bis 2030 sind bis zu 25 Millionen Verträge, denn wir sind überzeugt: Die Märkte, die Digitalisierung und die Möglichkeiten des Volkswagen Konzerns und seiner Marken sowie der Volkswagen Financial Services bieten weitere Wachstumschancen. Dabei muss man immer bedenken: Das Versicherungsgeschäft von VW FS unterstützt den Konzern und seine Handelspartner, weil wir dafür sorgen, dass der Kunde im Schadenfall sein Fahrzeug in einer Konzernwerkstatt repariert bekommt. Damit steigt die Loyalität zur jeweiligen Marke und zum Händler. Die sogenannte Rückführungsquote in die Werkstatt liegt aktuell weltweit bei rund 90 Prozent. Damit wir die Relevanz des Versicherungsgeschäfts weiter ausbauen, ist es bis 2030 unser Ziel, jedes vierte Auto unserer Marken über uns zu versichern.

All das klingt ambitioniert. Wie soll das gelingen?

Durch ein ganzes Bündel an Maßnahmen, an denen unsere hoch engagierten Teams weltweit arbeiten – und zwar nach einem klaren Plan. Ganz wichtig: Die Versicherung ist als Kernprodukt Bestandteil der VW FS-Strategie „Mobility 2030“. Deshalb haben wir im Sommer vergangenen Jahres den sogenannten „Insurance-Growth-Plan 2030“ verabschiedet. Dieser umfasst vor allem Versicherungslösungen für Fahrzeuge und ihre Nutzer – ein Mobilitäts-Leben lang.

Was für Versicherungslösungen meinen Sie genau?

Wir meinen die KFZ-Versicherungen für alle Kunden und Fahrzeuge - unabhängig davon, wie das Fahrzeug genutzt wird. Das kann von der Kurzzeitmiete oder unseren Abo-Modellen bis hin zu älteren Gebrauchtfahrzeugen reichen. Denn klar ist: Eine Kfz-Versicherung braucht jeder. Vor allem im Bereich der Flottenkunden besteht noch erhebliches Potenzial. In jedem Markt, in dem es rechtlich möglich ist, möchten wir ein attraktives Gesamtangebot inklusive Versicherung etablieren. Künftig wird die Kfz-Versicherung auch noch näher an das Auto heranrücken. Konkret bedeutet dies, dass individuelle Fahrzeug- und Kundendaten direkt aus dem Auto eine noch höhere Bedeutung für attraktive Produkte für Gewerbe-, aber auch Privatkunden spielen. Wir als Konzernversicherer müssen dabei ganz vorn mitspielen.

Aber auch bei der Garantieversicherung für Gebrauchtwagen sehen wir weitere Wachstumschancen. Mit einfachen Produkten und Prozessen wollen wir zunehmend Kunden erreichen, die ihre Garantieversicherung ganz einfach online verlängern, zum Beispiel direkt innerhalb unserer Marken-Apps. Nicht zuletzt werden wir unsere Restschuldversicherungen um weitere Mobilitätsabsicherungsprodukte ergänzen und einfache, clevere Produkte aus dem Versicherungsumfeld anbieten. Diese schaffen einen echten Mehrwert, zum Beispiel die Absicherung des Fahrzeuginhalts beim Parken ganz einfach mit einem Klick.

Simona Loges (52 ) ist seit 23 Jahren bei Volkswagen Financial Services tätig und seit fünf Jahren Vertriebsvorständin der Volkswagen Autoversicherung. Zuvor war sie Geschäftsführerin der Volkswagen Insurance Service Correduria de Seguros SL, Barcelona – das ist der Versicherungsvermittler der VW FS Spanien. Nach ihrer Rückkehr nach Deutschland leitete sie den Bereich Project Development Insurance.

Thorsten Krüger (54) arbeitet seit 35 Jahren für das Versicherungsgeschäft der Volkswagen Financial Services AG. Seit Januar 2018 ist er neben Lars Kaufmann im Vorstand der Volkswagen Versicherung AG als dessen Sprecher und außerdem zuständig unter anderem für den Vertrieb. Seit Juli 2019 ist er außerdem gemeinsam mit Armin Villinger Geschäftsführer der Volkswagen Versicherungsdienst GmbH. Zuvor, von 2013 bis 2017, war er Vertriebsvorstand der Volkswagen Autoversicherung AG und ist seit 2018 dort im Aufsichtsrat.

Welchen Stellenwert besitzt die Internationalisierung bei den Wachstumsplänen?

Wir bieten bereits praktisch in allen Ländern, in denen die Volkswagen Financial Services sind, Versicherungen an. Jetzt geht es darum, die Potenziale zu heben, die wir überall noch haben. Im Rahmen des sogenannten Wachstumsplans Versicherung sind wir dazu als „Headquarter Versicherung“ in einem noch engeren Austausch mit unseren Landesgesellschaften beziehungsweise unseren lokalen Versicherungsexperten, um gute Lösungen aus dem einen Land in möglichst viele weitere Länder zu transferieren. In der Garantie- und Restschuldversicherung zum Beispiel sind wir als Risikoträger über die Volkswagen Versicherung AG schon in einem engen Austausch mit unseren Märkten. Hier wollen wir gezielt den Online-Verkauf ausweiten mit möglichst viel zentraler Entwicklung zur Entlastung der Länder. Und für neue Produkte wollen wir mit möglichst wenigen Versicherern zentral kooperieren, um die Umsetzungsgeschwindigkeiten für unsere Kollegen in den Landesgesellschaften zu erhöhen.

Frau Loges, zur Autoversicherung: Online oder klassisch im Autohaus – wo verkaufen Sie die meisten Kfz-Versicherungen?

Nach wie vor über die Verkäufer in den Autohäusern der Marken Volkswagen, Audi, SEAT, CUPRA, ŠKODA und Volkswagen Nutzfahrzeuge. Online-Abschlüsse über unsere Website oder Apps spielen noch eine untergeordnete Rolle, sie sind aber in den beiden vergangenen Jahren stetig gestiegen. Aktuell beträgt der Anteil zirka sechs Prozent. Unser Ziel bis 2030 ist ein Online-Anteil von 25 Prozent an den gesamten Abschlüssen.

Wie schaffen Sie es, die Verkäufer in den Autohäusern zum Verkauf vom Kfz-Versicherungen zu motivieren?

Zum einen natürlich über Provisionen. Zum anderen, indem wir immer wieder darauf hinweisen, dass eine im Autohaus verkaufte Volkswagen Autoversicherung im Schadenfall auch Folgegeschäft nach sich zieht – etwa die Reparatur in der Werkstatt oder den Mietwagen. Unser gemeinsames Ziel: Für den Kunden soll die Schadenabwicklung ein Erlebnisbaustein sein und die Kundenloyalität steigern. Besonders den erfahrenen Autohausinhabern und Verkäufern ist bewusst: Jeder zufriedene Versicherungskunde ist auch ein loyaler Autohauskunde. Damit sich die Kunden von den Vorteilen der Volkswagen Autoversicherung überzeugen können, bieten wir seit einiger Zeit übrigens einen beitragsfreien Probemonat an – ganz unkompliziert, damit es Verkäufer und Kunde im Autohaus so einfach wie möglich haben. Wenn das Ende des Probemonats naht, setzen wir uns von der Volkswagen Autoversicherung mit dem Kunden in Verbindung und unterbreiten ihm ein passendes Angebot. Mit unseren Leistungen überzeugen wir den Kunden, sich langfristig an uns und unseren Handel zu binden. Gemeinsam mit den Marken wollen wir dieses Programm weiter ausbauen.

Elektrofahrzeuge sollen Verbrenner immer mehr ablösen. Wie unterstützt die Volkswagen Autoversicherung diese Strategie des Volkswagen Konzerns?

Vor allem für E-Fahrzeuge aus dem Volkswagen Konzern haben wir in Deutschland ein preislich sehr attraktives Angebot mit umfangreichen Leistungen. Man kann auch sagen: Wir als Versicherer bieten ein preiswertes Rundum-Sorglos-Paket, um Kunden mögliche Ängste vor Elektrofahrzeugen zu nehmen. Wer noch nie ein E-Auto hatte, stellt sich möglicherweise die Frage, was passiert, wenn die Wallbox kaputtgeht oder das Ladekabel zum Beispiel durch Vandalismus beschädigt wird oder durch Diebstahl abhandenkommt. Genau da setzen wir an mit unserem speziellen Leistungsangebot für die Besitzer von Stromern. 

Was ist noch geplant in Zusammenarbeit mit den Marken?

In Zusammenarbeit mit ihnen wollen wir das Direktgeschäft weiter forcieren. In das Ökosystem einiger Marken sind unsere Versicherungsangebote bereits integriert, zum Beispiel in die Volkswagen- und die myAudi-App. Wir vermarkten dieses Angebot aber noch nicht, indem wir dem Nutzer beispielsweise eine Push-Nachricht mit einem Versicherungsangebot senden. Unsere Experten arbeiten mit Hochdruck daran, dafür die technischen Voraussetzungen zu schaffen.

Je mehr sicherheitsrelevante Assistenzsysteme im Fahrzeug, desto geringer der Beitrag – auch damit wirbt die Volkswagen Autoversicherung. Warum?

Wir bonifizieren den Kunden, wenn er in sicherheitsrelevante Fahrzeugausstattungen investiert, denn wir wissen aus Erfahrung: Die fortschreitende Technologie der Sicherheitsausstattungen, etwa Abstandshalter oder Spurassistent, hat eine zunehmende positive Auswirkung auf Schadenhäufigkeiten. Diese positive Wirkung findet sich zwar auch in den Typklassenberechnungen des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), allerdings nur als Durchschnittswert über alle Marken und Fahrzeugklassen hinweg und auch nur sehr zeitverzögert. 

Was macht die Volkswagen Autoversicherung anders? 

Wir individualisieren diesen Durchschnittswert durch eine noch engere Zusammenarbeit mit den Herstellern und können anhand der Fahrzeugkonfiguration oder der Fahrgestellnummer ganz genau den Versicherungstarif auf Basis der tatsächlich verbauten Sicherheitsfeatures und deren Auswirkungen auf mögliche Schadenhäufigkeiten beziehungsweise Schadenverläufe berechnen. Das geschieht übrigens automatisch - sehr zur Freude der Verkäufer. Dieses Individualisieren kann dazu führen, dass wir über den GDV-Durchschnittswert hinausgehen, die Tarifierung verbessern und die Versicherung günstiger anbieten können. Das ist ein Alleinstellungsmerkmal im sehr wettbewerbsintensiven Markt für Kfz-Versicherungen. Wir sind stolz darauf, dass wir die einzigen sind, die diese Systematik im Markt anbieten. 

Was wünschen Sie dem Bereich Versicherungen bei VW FS für die Zukunft?

Unsere Teams leisten schon seit Jahren hervorragende Arbeit und bringen immer wieder innovative Produkte für die Kunden unseres Konzerns auf den Markt - und das in einem sich immer schneller wandelnden Umfeld. Das ist eine tolle Leistung, dafür vielen herzlichen Dank! Lasst uns gemeinsam diesen Weg weitergehen! 

 

Volkswagen Versicherung AG

100 % Tochter der Volkswagen Financial Services AG

Märkte: Erstversicherung – Europa, Rückversicherung - weltweit

 

Volkswagen Autoversicherung AG

51 % Volkswagen Financial Services AG / 49 % Allianz SE

Markt: Deutschland


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