„Die Transformation wird viel verändern - darauf müssen wir uns vorbereiten“
06. April 2021
„Es ist mir sehr wichtig, die Atmosphäre und Kultur von Volkswagen Financial Services kennenzulernen, bevor es richtig losgeht“, sagte Dr. Alexandra Baum-Ceisig kurz vor ihrem Amtsantritt als Vorständin für Personal und Organisation im Juli 2020. Mittlerweile ist sie mehr als ein halbes Jahr im Amt und zieht im Interview mit der Unternehmenskommunikation eine erste Bilanz und blickt auf die Herausforderungen in 2021.
Frau Dr. Baum-Ceisig, Sie sind mitten in der Pandemie zu uns gekommen. Vermutlich hätten Sie sich Ihren Einstieg anders gewünscht. Wie war der Start für Sie?
Baum-Ceisig: Natürlich wäre es toll gewesen, mehr Mitarbeitende und Führungskräfte direkt kennenzulernen und mich auch der Belegschaft persönlich vorzustellen. Aufgrund von Corona war das leider nicht möglich. Umso mehr freut es mich, dass ich trotzdem herzlich aufgenommen wurde und damit gut in die neuen Themen reinkommen konnte. Rückblickend würde ich sagen: Der Start mitten in der Pandemie klappte besser als gedacht.
Homeoffice, Abstand halten, persönliche Treffen meiden. Das sind noch immer die Gebote der Stunde. Wie schafft man es bei so viel Distanz, seine neuen Kollegen und Teams richtig kennenzulernen und gemeinsam durchzustarten?
Baum-Ceisig: Ganz einfach: Wir haben bei Skype einfach öfter die Kamera angemacht und uns sonst telefonisch ausgetauscht. Selbstverständlich ist es schöner, wenn man sich bei gewissen Themen persönlich gegenübersitzt. Am Anfang hatte ich zumindest noch die Chance, persönliche Termine wahrzunehmen und einzelne Mitarbeitende kennenzulernen. Darauf konnte ich in der Homeoffice-Phase gut aufbauen. Nichtsdestotrotz konnten alle wichtigen Themen gut geregelt werden.
Was hat sich für Sie persönlich durch diese Aufgabe verändert?
Baum-Ceisig: Zunächst ist natürlich von Vorteil, dass ich den indirekten Personalbereich bereits bei der Volkswagen AG betreut habe. Viele Themen und Probleme kommen mir sehr bekannt vor. Weniger Berührungspunkte hatte ich bisher mit Finanzdienstleistungen. Da gab es einiges dazuzulernen. Und klar, die Verantwortung ist als Vorstand noch mal eine ganz andere als in meiner vorherigen Position. Neben dem Ressort Personal und Organisation verantworte ich den Vertrieb für die ‚Region International‘, zu der Ländern wie Australien, Japan und Indien gehören. Das schärft meinen internationalen Blick außerhalb der HR-Rolle noch einmal anders. Schön wäre es, diese Regionen bald besuchen zu können und die anstehenden Herausforderungen vor Ort zu diskutieren. Darauf freue ich mich.
Die Covid-19-Pandemie hat noch immer massive Auswirkungen auf den Arbeitsalltag bei VW FS, die Zusammenarbeit und Abläufe. Sie haben bisher nur die „Remote-Kultur“ kennengelernt. Was glauben Sie, macht so eine Pandemie langfristig mit der Kultur des Unternehmens?
Baum-Ceisig: Ich glaube, dass die Pandemie uns verdeutlicht, wie wichtig das Miteinander ist. Wie wichtig ein persönlicher Austausch ist und dass es gerade bei kreativen Prozessen oder in Projekten von Vorteil ist, sich gegenüberzusitzen. Das wurde mir auch von vielen Führungskräften und Mitarbeitenden zurückgespiegelt. Nichtdestotrotz bleibt das mobile Arbeiten auch zukünftig ein wichtiges Instrument für uns, um die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben besser begleiten zu können, neue Formen der Zusammenarbeit zu fördern und unsere Arbeitgeberattraktivität noch weiter zu stärken. Zugleich hat uns die Pandemie vor Augen geführt, was wir gemeinsam alles schaffen können, auch wenn wir nicht mehr gemeinsam in einem Büro sitzen. Darauf können wir stolz sein.
Als Personalvorständin sind Sie besonders gefragt, wenn es darum geht, die Belegschaft im Rahmen der Transformation „digitaler zu machen“. In der letzten Aufsichtsratssitzung wurde das Thema HR Transformation – Fit4Tech als ein Schwerpunktthema für 2021 genannt. Was genau verbirgt sich dahinter?
Baum-Ceisig: Die Belegschaft digitaler zu machen, ist der zweite Schritt. Im ersten Schritt schaut sich ein Projektteam an, welche Auswirkungen die Digitalisierung auf unsere Belegschaft hat. Wir brauchen ein genaueres Bild darüber, welche Bereiche mittelfristig quantitativ und qualitativ von der Transformation betroffen sind. Das heißt, wo zum Beispiel Tätigkeiten gegebenenfalls komplett entfallen oder auch neue Tätigkeitsfelder entstehen. Daran arbeiten wir aktuell. Wir wissen aber schon jetzt: Die Transformation wird die Aufgabeninhalte unserer Mitarbeitenden in den nächsten Jahren verändern – darauf müssen wir sie vorbereiten. Damit einher geht die Frage, welche Jobprofile mit welchen Skills zukünftig noch benötigt werden beziehungsweise durch Qualifikation aufgebaut werden sollen. Auf Basis unserer Analyseergebnisse werden Ableitungen für die weitere Transformation unseres Unternehmens getroffen und die strategische Beratung der HR-Business Partner aufgebaut. Wichtig ist natürlich auch, dass unsere Führungskräfte den Transformationsprozess und damit unsere Mitarbeitenden eng begleiten.
Bisher verbinden viele Mitarbeiter den ‚Internen Arbeitsmarkt‘ mit dem Stichwort personelle Transformation. Wie ist hier der aktuelle Stand?
Baum-Ceisig: Der ‚Interne Arbeitsmarkt‘ ist im Jahr 2018 gestartet und ist das Werkzeug für die personelle Transformation in unserem Haus. Mittlerweile haben 180 Mitarbeitende eine neue Aufgabe gefunden. Eine tolle Leistung des Transformations-Offices. Das ist allerdings erst der Anfang. Größere Transformationsschübe werden erst in den nächsten Jahren kommen. Das Instrument des internen Arbeitsmarktes hat sich aber bewährt. Wir haben die notwendigen ersten Erfahrungen gesammelt. Das wird uns zukünftig helfen.
Das Unternehmen wächst international immer stärker zusammen. Länderübergreifende Lösungen rücken in den Fokus. Parallel geht es permanent darum, schneller, besser und effizienter zu werden. Was bedeutet das für die Skills hier am Firmensitz in Braunschweig?
Baum-Ceisig: Eins vorweg: Wir werden hier in Braunschweig definitiv weiterhin sehr gut qualifizierte Mitarbeitende benötigen. Aber die Konkurrenz aus dem Ausland steigt. Mittlerweile gibt es zum Beispiel viele hochqualifizierte IT-Experten auch in Ländern wie Rumänien, Portugal oder Indien – und auch bei anderen Jobprofilen nimmt die Konkurrenz zu. Wir müssen also zu den Besten gehören, um uns im internationalen Umfeld als attraktiver Standort zu behaupten. Daran arbeiten wir mit unseren Qualifizierungsangeboten und wir testen aktuell neue Formate, die wir hoffentlich bald anbieten können. Außerdem müssen wir auch beim Recruiting neuer Talente sehr genau schauen, wen wir an Bord holen. Entscheidend aber ist, dass wir alle an einem Strang ziehen und uns auch neue Themen und Fertigkeiten aneignen. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen wir gleichzeitig über die Länder hinweg Prozesse optimieren und standardisieren.
Das Jahr 2021 ist bereits im vollen Gange und das gesamte Umfeld bleibt angesichts der fortdauernden Pandemie herausfordernd. Was erwarten Sie von 2021?
Baum-Ceisig: Ich hoffe, dass die Corona-Pandemie bald abflacht und wir uns wieder voll auf unsere eigentlichen Aufgaben konzentrieren können. Corona beeinträchtigt unseren Arbeitsalltag erheblich. Auch für unsere Mitarbeitenden ist das lange Arbeiten aus dem Homeoffice teilweise eine große Herausforderung. Viele müssen nebenbei noch Kinder zu Hause betreuen und sie schulisch eng begleiten. Es wäre schön, wenn hier wieder ein wenig mehr Alltag einkehrt und wir als VW FS wieder alle gemeinsam richtig durchstarten können. Denn wir haben viel vor uns. Die Unsicherheit, wann wir wieder in mehr Normalität zurückkehren werden, macht es nicht gerade einfacher.
Frau Dr. Baum-Ceisig, vielen Dank für das Gespräch!